Eine aktualisierte Studie liefert neue Hinweise, dass Hintergrundstrahlung zum Risiko von Leukämie und Hirntumoren bei Kindern beiträgt

In einer Aktualisierung unserer früheren Studie über Hintergrundstrahlung und Krebsrisiken bei Kindern fanden wir erneut Hinweise darauf, dass die natürliche Hintergrundstrahlung zur Entwicklung von Leukämie und Tumoren des zentralen Nervensystems in beiträgt. Die Studie umfasste alle in der Schweiz lebenden Kinder im Alter von 0-15 Jahren, die in den Volkszählungen 1990, 2000 und 2010-2015 erfasst wurden. Die Exposition der Kinder wurde anhand ihres Wohnorts und der von unserem Team entwickelten neuen Strahlungskarte geschätzt (siehe vorherige Meldung). Der Artikel ist als Open Access veröffentlicht.

 

 

Mazzei-Abba A, Folly CL, Kreis C, Ammann RA, Adam C, Brack E, Egger M, Kuehni CE, Spycher BD. Externe ionisierende Hintergrundstrahlung und Krebs im Kindesalter: Update einer landesweiten Kohortenanalyse. J Environ Radioact. 2021;238-239:106734. doi: 10.1016/j.jenvrad.2021.106734.

Neue Karte der terrestrischen Strahlung für die Schweiz

In einem neuen Artikel beschreiben wir die Daten und Methoden welche wir zur Veröffentlichung einer neuen Karte der terrestrischen Strahlung in der Zeitschrift «Journal for Environmental Radioactivity» verwendet haben. Der Artikel ist als Open Access veröffentlicht.

Christophe L. Folly, Garyfallos Konstantinoudis, Antonella Mazzei-Abba, Christian Kreis, Benno Bucher, Reinhard Furrer, Ben D. Spycher, “Bayesian spatial modelling of terrestrial radiation in Switzerland”, Journal of Environmental Radioactivity, Volume 233, 2021, doi:10.1016/j.jenvrad.2021.106571.

 

Umfrage und Expositionsmessungen bald abgeschlossen – Ein grosses Dankeschön an alle Teilnehmer

Wir danken allen Familien und Kindern, die an der Umfrage und den Messungen teilgenommen haben. Wir sendeten Ende Februar 2019 Fragebögen an 8328 Familien. Insgesamt haben 2830 Familien den Fragebogen beantwortet und zurückgesendet. Diese Familien haben Informationen über die Quellen der Strahlenbelastung ihrer Kinder geliefert, die für diese Forschung von großem Wert sind. Von den teilnehmenden Familien beantworteten mehr als 1000 auch die Folgefragebögen.

Viele Familien und Kinder haben sich darüber hinaus bereit erklärt, Expositionsmessungen durchzuführen. Dank dem engagierten Einsatz vieler Studienteilnehmenden haben wir bisher Expositionsmessungen von mehr als 140 Kindern in der ganzen Schweiz gesammelt. Wir werden die Messungen über den Winter pausieren und planen, diese im Frühjahr 2020 fortzusetzen.

Zurzeit extrahieren wir alle Messwerte aus den Messgeräten und geben die Daten aus den Fragebögen und Aktivitäts-Tagebüchern ein. Wir hoffen, dass wir bis zum Frühsommer 2020 alle Daten eingegeben und für die Analyse vorbereitet haben.

Parallel dazu haben wir mit der Voranalyse der bereits eingegebenen Daten begonnen. Wir entwickeln ein geografisches Modell, um die Belastung durch natürliche Hintergrungstrahlung in der Schweiz zu schätzen, und werden dieses Modell anhand der Messungen der teilnehmenden Kinder validieren.

 

Wohnort der Teilnehmenden der Fragebogenerhebung. Alle Orte wurden aus Gründen des Datenschutzes verwischt*
Wohnort von Teilnehmenden der Dosimetrie Messungen. Alle Orte sind aus Gründen des Datenschutzes verwischt*
*mit Verwischen meinen wir, dass den genauen Daten ein „Rauschen“ hinzugefügt wird: Der rote Punkt steht für den tatsächlichen Ort. Durch das Hinzufügen von Zufallszahlen zu den x- und y-Koordinaten wird der rote Punkte auf der gedruckten Karte durch einen schwarzen Punkt ersetzt, so dass es unmöglich ist, Individuen anhand der Darstellungen zu identifizieren.

 

Internationaler Workshop“Hintergrundstrahlung und Krebsrisiken bei Kindern”

Der zweitägige Workshop wurde vom 5. bis 6. Juni 2018 in den Räumlichkeiten des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern erfolgreich durchgeführt.

Am Workshop nahmen rund 50 Forschende aus den Bereichen öffentliches Gesundheitswesen und Strahlenepidemiologie, medizinische Experten und Beamte der Bundesämter für nukleare Sicherheit und Gesundheit teil. Die eingeladenen Referenten kamen aus Großbritannien, Dänemark, Frankreich, Finnland, Deutschland und den USA.

Der erste Tag des Workshops war als eine Reihe von Vorträgen organisiert zum Thema wie Studien über die Exposition gegenüber Hintergrundstrahlung unser Verständnis der Risiken von niedrig dosierter ionisierender Strahlung verbessern können. Die Projektverantwortlichen der früheren nationalen Studien über den Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber Hintergrund-strahlung und dem Krebsrisiko von Kindern präsentierten ihre Ergebnisse, wobei sie sich auf die methodischen Schwierigkeiten bei der Messung von ionisierender Strahlung sowie die Stärken und Schwächen ihrer Studien konzentrierten.

Der zweite Tag war als Gesprächsrunde der Projektverantwortlichen der bisherigen Studien, ihren Mitarbeitenden und interessierten Dritten organisiert. Tag 2 bot Raum dafür, die wichtigsten offenen Fragen und methodischen Herausforderungen von epidemiologischen Studien zur Hintergrundstrah-lung ausgiebig zu diskutieren sowie Möglichkeiten für eine zukünftige Zusammenarbeit der For-schungsgruppen auszuloten. Die Forschenden suchten zunächst nach möglichen Erklärungen für die widersprüchlichen Resultate der bisherigen Studien und erörterten die zahlreichen Schwierigkeiten, die Dosisbelastung einzelner Individuen im Rahmen einer nationalen Untersuchung zu modellieren. Anschliessend tauschten sich die Forschenden über die Verfügbarkeit und Qualität der Daten über Krebsfälle, möglichen Kontrollgruppen sowie Expositionen und potenziellen Störfaktoren in den am Workshop vertretenen Ländern aus. Abschliessend nutzten die Forschenden die Gelegenheit des Workshops, Wege für zukünftige gemeinsame Projekte abzustecken, namentlich für eine systema-tische Übersichtsarbeit der bisher veröffentlichten Studien sowie, zu einem späteren Zeitpunkt, eine neue Analyse der gepoolten Daten dieser Studien.